Küstenforscher warnen: Meeresspiegel steigt um über 1 Meter

upday.com 4 godzin temu
«Wir haben es selbst in der Hand, uns anzupassen», sagt ein Forscher mit Blick auf den steigenden Meeresspiegel und den Küstenschutz. (Symbolbild) Sina Schuldt/dpa

Der Meeresspiegel steigt und der Klimawandel bedroht die Küstenregionen - dennoch hapert es an der Umsetzung von Schutzstrategien. Wissenschaftler wollen daher stärker auf die Gefahren für die Küsten aufmerksam machen und das vorhandene Wissen besser nutzen.

Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik tauschen sich deshalb auf dem ersten Forum Küstenforschung in Hannover aus. Die Veranstaltung findet heute und morgen (11. und 12. September) statt.

Dramatischer Anstieg bis 2100

Derzeit steigt der Meeresspiegel um vier bis fünf Millimeter pro Jahr - und diese Entwicklung beschleunigt sich. Bis zum Ende des Jahrhunderts erwarten Experten einen Anstieg um 1,00 bis 1,10 Meter, im 22. Jahrhundert möglicherweise sogar um 2,00 Meter.

Prof. Torsten Schlurmann vom Ludwig-Franzius-Institut der Leibniz Universität Hannover warnt: «Der Anstieg ist überhaupt nicht aufzuhalten. Wir können also nur Zeit gewinnen.» Gleichzeitig betont der Vize des Konsortiums Deutsche Meeresforschung: «Wir haben es selbst in der Hand, uns anzupassen.»

Das Problem liegt im rapiden Wandel der Verhältnisse. Im 20. Jahrhundert wurde ein Meeresspiegelanstieg von nur 20 Zentimetern pro Jahrhundert festgestellt - die aktuellen Veränderungen lassen sich daher nicht aus der Vergangenheit ableiten.

Grenzen der Deicherhöhung

Zwar ist der Schutz der Küsten in Deutschland «sehr gut aufgestellt», doch Deiche lassen sich «nicht ad infinitum», nicht unbegrenzt erhöhen. Technische Limitationen erlauben möglicherweise Erhöhungen um 1,00 bis 1,50 Meter - das würde jedoch Milliardeninvestitionen erfordern.

Zusätzlich verändern sich Gezeiten und Materialfluss, was zur Verlandung von Häfen und Flüssen führt. Der Aufwand beim Ausbaggern steigt dadurch erheblich.

Nach Schlurmanns Einschätzung sind die Expertise und Forschungsinfrastrukturen in den fünf norddeutschen Ländern «herausragend». Er betont: «Dies qualifiziert Norddeutschland zu interdisziplinär aufgestellten Forschungsaktivitäten, um beispielsweise die Vorhersagefähigkeit mariner Extremereignisse und Naturgefahren zu verbessern und die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft an den Küsten zu stärken.»

81 Millionen Euro für Niedersachsen

Das Land Niedersachsen will in diesem Jahr rund 81 Millionen Euro in den Küstenschutz investieren. Damit sollen Deiche erhöht, Sperrwerke ertüchtigt und Dünen auf den Inseln gesichert werden.

Küstenschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern. Die Investitionskosten verteilen sich zu 70 Prozent auf den Bund und zu 30 Prozent auf das jeweilige Land.

Deichverbände fordern seit längerem höhere Investitionen in den Küsten- und Hochwasserschutz. Gleichzeitig erfordert der Ausbau der Offshore-Windenergie neue Infrastruktur wie zusätzliche Häfen.

Neue Häfen müssen Anstieg berücksichtigen

Alexander Schendel vom Ludwig-Franzius-Institut für Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen erläutert die Herausforderungen. Maritime Energie wie die Nutzung von Wellen und Gezeitenströmung benötige «größere Infrastruktur als wir bisher bieten können».

Beim Bau neuer Häfen muss der Meeresspiegel-Anstieg bereits jetzt berücksichtigt werden. Für bestehende Offshore-Anlagen wird der Anstieg dagegen nicht als großes Problem gesehen.

Natürlicher Küstenschutz gewinnt an Bedeutung

Schlurmann betont, dass das Bollwerk der Küsten mit natürlichen Mitteln verstärkt werden sollte. Seegras- und Salzwiesen können dabei helfen, die Küsten zu stabilisieren.

Beim Küstenschutz gibt es keine Standardlösungen. Schendel erklärt, dass sogar Austernbänke in den Küstenschutz einbezogen werden können - sie brechen Wellen und fangen Sediment ein, da Austern feste Strukturen bilden.

Die Wahrnehmungen der Menschen an den Küsten sollen ebenfalls einbezogen werden. Es bestehen Ängste, dass Wassermassen an Land wachsen, wenn starker Regen mit einer Sturmflut zusammentrifft und die Entwässerung angesichts des steigenden Meeresspiegels versagt.

Prioritäten müssen gesetzt werden

Nach Schendels Einschätzung liegt die größte Herausforderung darin, herauszufinden, welche Maßnahme am dringendsten ist. Dazu müsse möglichst vielen Akteuren und Disziplinen zugehört werden.

Gleichzeitig müssen Lösungen und Anpassungen lokal vorgenommen werden. Eine einheitliche Strategie für alle Küstenregionen gibt es nicht.

(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.

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